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Anwalt: Keinerlei AnkaufsgesprŠche
     …sterreich hat keine 250 Mio. Euro, um die Klimt-Bilder von den
rechtmŠ§igen Erben zurŸckkaufen zu kšnnen: Mit dieser BegrŸndung lehnte
Bildungsministerin Gehrer (…VP) den Erwerb der Klimt-Bilder durch die
Republik am Donnerstag ab. Der Anwalt der Bloch-Bauer-Erbin Altmann ist
verwundert. Die Erben hŠtten nie diesen Kaufpreis genannt. Er sei von
Experten in den Raum gestellt worden. …sterreich habe weder ein GesprŠch
Ÿber den Erwerb der Bilder noch Ÿber irgendeinen Preis gefŸhrt.

Schoenberg Ÿber Gehrer verwundert
Klimt-Bilder - Schoenberg: Preis wŠre vielleicht verhandelbar gewesen.

    Ê   "Wir haben immer gesagt, dass wir aus dem Budget diese Gelder nicht
aufbringen konnten." Mit diesen Worten hat Bildungsministerin Elisabeth
Gehrer (…VP) am Donnerstag den Entschluss der Bundesregierung begrŸndet, die
Vorkaufsoption auf die zu restituierenden Klimt-Bilder nicht zu nutzen und
die Bilder sofort an die rechtmŠ§igen Erben zurŸckzugeben.

Den Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg,
wundert die Darstellung der Republik. GegenŸber dem …1-Morgenjournal
erinnerte Schoenberg am Freitag daran, dass …sterreich mit seiner Seite nie
Ÿber einen Preis geredet habe.

"†berhaupt keine GesprŠche"

Es habe Ÿberhaupt keine GesprŠche gegeben, auch nicht Ÿber Preise oder
Konditionen, erklŠrte der Anwalt in dem Interview.

Bei den kolportierten 300 Mio. Dollar (248 Mio. Euro) fŸr die Bilder habe es
sich um eine SchŠtzung des Wertes durch Experten gehandelt, und die Erben
wŠren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit
gewesen, so Schoenberg.

Schoenberg widerspricht Gehrer-Angaben

Dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf
Ÿber Sponsoren finanziert hŠtte, wie Gehrer angegeben hatte, ist fŸr
Schoenberg nur teilweise richtig.

"Wenn …sterreich das Geld ... wo sie wollen zusammengestellt hŠtte, hŠtten
wir kein Problem", so Schoenberg.

Die Entscheidung des Ministerrats

Der Ministerrat hatte am Donnerstag entschieden, dass …sterreich die
Klimt-Bilder "Adele Bloch-Bauer I", "Adele Bloch-Bauer II", "Der Apfelbaum",
"Buchenwald/Birkenwald" und "HŠuser in Unterach am Attersee" nicht ankauft.

Die Republik sehe keine Mšglichkeit, aus dem Budget 300 Millionen Dollar
dafŸr aufzubringen, hatte Gehrer nach der Regierungssitzung mitgeteilt -
mehr dazu in oe1.ORF.at.

Klimt-Bilder nur noch diese Woche

Die fŸnf Klimt-Bilder werden nur noch diese Woche zu besichtigen sein. "Die
Bilder werden am Montag von uns abgehŠngt", sagte der Direktor der
…sterreichischen Galerie Belvedere, Gerbert Frodl, am Freitag im Rahmen
einer Pressekonferenz zu einer neuen Ausstellung seines Hauses.

"Wir wissen noch nicht, wann und von wem sie abgeholt werden, das kann aber
sehr schnell gehen. Die Bilder werden vor der †bergabe von unseren
Restauratoren noch genau untersucht, und es werden abschlie§ende
Zustandsprotokolle gemacht", so Frodl.

Links:
 
 

Belvedere lŠsst Bilder abhŠngen
     "Ade, Adele" - …sterreichs Printmedien ergehen sich schon in einem Wettbewerb der Larmoyanz. Seit die Regierung auf den Ankauf der fŸnf Klimt-Bilder aus dem Bloch-Bauerschen Erbe verzichtet hat, ist klar: Die fŸnf Klimt-Bilder, darunter die "Goldene Adele", werden bald von den Erben geholt. Im Oberen Belvedere geht man auf Nummer sicher. Nur noch Samstag und Sonntag sind die Bilder zu sehen. Ein Besucheransturm ist zu erwarten und Sicherheitsexperten werden zwei bange Tage durchleben.

Letzte Tage im Belvedere
Die "Goldene Adele" wird bald von Experten unter die Lupe genommen.

    Ê   Die zu restituierenden Klimt-Bilder aus der …sterreichischen Galerie Belvedere sind nur noch dieses Wochenende zu besichtigen.

"Wir wissen noch nicht, wann und von wem sie abgeholt werden, das kann aber sehr schnell gehen", sagte Museumsdirektor Gerbert Frodl.

Museum geht auf Nummer sicher

Die fŸnf Klimt-GemŠlde werden vor ihrer Abreise noch von Restauratoren untersucht. Vorsicht scheint im Moment angesagt: Die Bilder sollen in tadellosem Zustand Ÿbergeben werden, um sich auf vor etwaigen Regressforderungen zu schŸtzen.

Dass die Bilder nur noch zwei Tage zu sehen sind, mag auch eine Sicherheitsma§nahme sein. Es ist auch ein Signal an die …ffentlichkeit, zumal ja im Moment Schlagzeilen wie "Ade, Adele" die Runde machen. Zu der zuletzt aufgeheizten Causa soll offenkundig ein Schlusspunkt gesetzt werden. Zwei Tage noch "Adele", dann sollen sich die GemŸter beruhigen.

Wer Klimts "Adele"-Bilder so wie die drei anderen Werke noch sehen will, hat dazu nur noch bis Sonntag um 18.00 Uhr Zeit.

Indessen wurde nach dem von der Regierung verkŸndeten Verzicht auf einen Ankauf Kritik am Vorgehen der Republik laut: Es habe keinerlei Verhandlungen Ÿber einen Ankauf gegeben.

Schoenberg: Keine GesprŠche gefŸhrt

Laut dem Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, wŠre der Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der fŸnf GemŠlde verhandelbar gewesen, sagte der Anwalt am Freitag im …1-Morgenjournal.

Es habe sich dabei um eine SchŠtzung des Wertes durch Experten gehandelt, die Erben wŠren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen. …sterreich habe den Kauf aber abgelehnt, ohne Ÿberhaupt GesprŠche Ÿber Preise oder Konditionen gefŸhrt zu haben.

"Gehrer-Aussage nur teilweise richtig"

Die Aussage von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (…VP), dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf Ÿber Sponsoren finanziert hŠtte, sei nur teilweise richtig, korrigierte Schoenberg.

…sterreich habe die Erben gefragt, ob Sponsoren mšglich seien. "Wir sagten ja. Allerdings war das nicht Teil des jetzigen †bereinkommens, weil dieses lautete, die Republik kann die GemŠlde kaufen", erlŠuterte Schoenberg im "Kurier".

Busek: "Gesamtpreis war irrefŸhrend"

Der ehemalige Wissenschaftsminister Erhard Busek, der fŸr einen RŸckkauf plŠdiert hatte, bezeichnete die Verbreitung des Gesamtpreises von 300 Mio. Dollar als "irrefŸhrend", da man ja nicht alle GemŠlde hŠtte zurŸckkaufen mŸssen.

Kritik der Opposition

GrŸne und SP… schossen sich erneut auf Gehrer ein. Gehrers bis zuletzt anders lautende Beteuerungen, alles zu unternehmen, um mit den Erben zu einer Lšsung zu kommen, hŠtten nur "der TŠuschung der …ffentlichkeit" gedient, konstatierte der grŸne Kultursprecher Wolfgang Zinggl.

Der Ruf …sterreichs, was die Restitution betrifft, werde auf diese Weise sicher nicht verbessert. "Totales Versagen" warf SP…-Kultursprecherin Christine Muttonen Gehrer vor. Gehrer habe in Sachen Klimt-Bilder "GesprŠchsverweigerung betrieben und alles vermurkst" und sei "als Ministerin nicht mehr tragbar".

…VP: "Rechtlich einwandfrei"

Die …VP reagierte auf diese Kritik mit Gelassenheit. Die Regierung sei rechtlich einwandfrei vorgegangen, betonte …VP-Kultursprecherin Andrea Wolfmayr, die sich eigentlich "Beifall fŸr die Herstellung eines gerechten Zustandes" erwartet hŠtte.

03. Februar 2006
19:17    Ê   Kommentar der anderen: . . . und nun zu etwas ganz anderem
VorschlŠge fŸr einen wŸrdigen Abschied von der goldenen Adele

Barbara Oberrauter, freie Autorin in Wien
    Ê   Adele Bloch-Bauer geht - und mit ihr geht auch der national-intellektuelle Kunstdiskurs und die gesamte šsterreichische StaatsrŠson. Seid fest steht, dass die zwei GemŠlde von Adele uns gar nicht rechtmŠ§ig gehšren, ist ganz …sterreich der nationalen Klimt-Hysterie verfallen.

Wenn aber erst aufgeregte Kunst-Demos ihr trŠnenseliges Ende vor den Toren der Secession gefunden haben und die "Wir sind Klimt!"-Rufe der kunstliebenden Bevšlkerung (also aller, die das fŸnfte Lebensjahr Ÿberschritten haben) in den Weiten wienerischer Prachtboulevards verhallen, wird es Zeit, etwas gegen die generationen- und bundeslŠnderŸbergreifende Depression zu unternehmen, die das Land seit der Nachricht von Adeles Abschied nicht mehr loslŠsst.

Eine Mšglichkeit, dem Volk eine standesgemŠ§e Verabschiedung der allseits geliebten "Adele Bloch-Bauer" zu ermšglichen, wŠre die Auflage eines in goldgesprenkeltem Leder gehaltenen Kondolenzbuches in der Hofburg, um den darob kilometerlang anstehenden Menschenmassen Gelegenheit zu bieten, ihre Trauer in angemessene Worte zu fassen - "Geh mit Gott, aber geh", "Servus, pfiattgott und auf Wiedersehen" et. al. - und solcherart den Leidensdruck etwas zu mildern.

Doch damit wird es nicht getan sein. Zur nachhaltigen Behandlung postrestitutionŠrer Mangel- und VerlustgefŸhle bšte sich eine staatstragendes Kunstprojekt unter dem Titel "Auch du bist Adele" an, bei dem Manfred Deix, Hermann Nitsch und AndrŽ Heller in einer Gemeinschaftspraxis anbieten, den gemeinen kleinen BŸrger oder die BŸrgerin gegen Bares in adelesker Gewandung zu portrŠtieren.

Ausgestellt werden die Kunstwerke daraufhin im oberen Belvedere, um die leeren WŠnde, die seit Adeles Abschied dort prangen, notdŸrftig zu bedecken. Nicht nur Goldschmiede und alteingesessene Hutmacher aus der Wiener Innenstadt wŸrden von dieser Ma§nahme profitieren, auch bšte sich dem geneigten Touristenauge neues Futter fŸr die Minikameras, da LichtempfindlichkeitsgrŸnde nun nicht mehr vorgeschŸtzt werden mŸssten, um nationales Kulturgut zu bewahren.

Um schlie§lich auch Jahrzehnte nach dem Abzug der goldenen Dame Ÿber den Ozean das Gedenken an unsere Adele nicht einschlafen zu lassen, engagiert die Kunstministerin Do&Ro und prŠsentiert in nur wenigen Monaten "Adele - das Musical". Heitere Melodien und stimmungsvolle Tanzeinlagen versšhnen auch den letzten Trauerklo§ mit dem bitteren Schicksal, das die nationale IdentitŠt so tiefgreifend erschŸttert hat.

Des weiteren werden zu jedem Jahrestag kunstvolle Sujets auf den Rolling Boards befestigt, um das Andenken an Adele hochzuhalten: "25 Pieces of Adele". Adele mag gehen, aber sie wird auf ewig in unseren Herzen bleiben. (DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.2.2006)

03. Februar 2006
13:38    Ê   Anwalt: Regierung lehnte Kauf ohne Verhandlungen ab
Schoenberg: Preis wŠre verhandelbar gewesen, Sponsoren doch mšglich - GrŸne werfen Gehrer "TŠuschung der …ffentlichkeit" vor

Wien - Der Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, schlie§t nicht aus, dass der kolportierte Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der fŸnf zu restituierenden Klimt-GemŠlde verhandelbar gewesen wŠre. Es habe sich um eine SchŠtzung des Wertes durch Experten gehandelt, und die Erben wŠren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen, sagte Schoenberg nach Angaben des …1-"Morgenjournals".

Der Anwalt zeigte sich zudem Ÿberrascht, dass …sterreich den Kauf abgelehnt habe, ohne mit ihm verhandelt zu haben. Es habe Ÿberhaupt keine GesprŠche gegeben, auch nicht Ÿber Preise oder Konditionen, erklŠrte der Anwalt in dem am Freitag ausgestrahlten Interview.

Kein Problem mit Sponsoren

Dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf Ÿber Sponsoren finanziert hŠtte, wie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) angegeben hatte, ist fŸr Schoenberg nur teilweise richtig. "Wenn …sterreich das Geld ... wo sie wollen zusammengestellt hŠtte, hŠtten wir kein Problem."

Der Ministerrat hatte am Donnerstag entschieden, dass …sterreich die Klimt-Bilder "Adele Bloch-Bauer I", "Adele Bloch-Bauer II", "Der Apfelbaum", "Buchenwald" und "HŠuser in Unterach am Attersee" nicht ankauft. Die Republik sehe keine Mšglichkeit, aus dem Budget 300 Millionen Dollar dafŸr aufzubringen, hatte Gehrer nach der Regierungssitzung mitgeteilt.

"TŠuschung der …ffentlichkeit"

Randol Schoenbergs ErklŠrung hat in …sterreich erneut Kritik an der Regierung ausgelšst - im Fokus steht dabei fŸr GrŸne wie SP… Elisabeth Gehrer. Der ehemalige Wissenschaftsminister Erhard Busek, der fŸr einen RŸckkauf plŠdiert hatte, nennt im "Kurier" von heute die Verbreitung des Gesamtpreises von 300 Mio. Dollar als "irrefŸhrend", da man ja nicht alle GemŠlde hŠtte zurŸckkaufen mŸssen.

Gehrer habe offensichtlich von Anfang an "keinen mŸden Cent an Frau Altmann Ÿberweisen" wollen, konstatiert der GrŸne Kultursprecher Wolfgang Zinggl in einer Aussendung. Ihre bis zuletzt anders lautenden Beteuerungen, alles zu unternehmen, um mit den Erben zu einer Lšsung zu kommen, hŠtten nur "der TŠuschung der …ffentlichkeit" gedient. Der Ruf …sterreichs, was die Restitution betrifft, werde auf diese Weise sicher nicht verbessert.

"Alles vermurkst"

"Totales Versagen" wirft SP…-Kultursprecherin Christine Muttonen Gehrer vor. Was die Bundesregierung und besonders Ministerin Gehrer in Sachen Restitution der Klimt-Bilder geboten haben, sei ein "unwŸrdiges Schauspiel". Gehrer habe in Sachen Klimt-Bilder "GesprŠchsverweigerung betrieben und alles vermurkst" und sei "als Ministerin nicht mehr tragbar" erneuerte Muttonen ihre RŸcktrittsforderung. (APA)
 
 

ãDie letzten VertriebenenÒ

NS-Raubkunst. Die Parlamentsdebatte um die Klimt-RŸckgabe erhellt den Hintergrund des Regierungsbeschlusses, die Klimt-GemŠlde nicht anzukaufen.

Von Marianne Enigl
 

ãSie sind Teil des Verlustes, der 1938 begonnen hat, als Juden aus …sterreich flŸchten mussten, um nicht ermordet zu werden. Keiner von Adele Bloch-Bauers Familie und ihren Kreisen lebt mehr in …sterreich. Und daher ist es folgerichtig, dass jetzt auch ihre Bilder  …sterreich verlassen. Sie sind so etwas wie die letzten Vertriebenen.Ò Ð So kommentierte Randol Schoenberg, der Anwalt der Bloch-Bauer-Erben, am vergangenen Freitag gegenŸber profil die Entscheidung der šsterreichischen Regierung, keines der Klimt-GemŠlde anzukaufen. ãEs warÒ, so Schoenberg, ãdie richtige Entscheidung fŸr …sterreich und die richtige Entscheidung fŸr die ErbenÒ.

Die Begleittšne im letzten Akt um die Klimt-GemŠlde wollte Schoenberg, dessen Gro§eltern selbst aus NS-…sterreich flŸchten hatten mŸssen, nicht weiter kommentieren. Sie wurden in aller …ffentlichkeit geŠu§ert, als das Parlament die Causa am vergangenen Donnerstag diskutierte. FŸr Therezija Stoisits, GrŸn-Abgeordnete im …sterreichischen Nationalrat, war es eine der entlarvendsten Sitzungen, die sie in ihren fŸnfzehn Jahren im šsterreichichen Parlament erlebt hat. Stoisits: ãDie Botschaft war, `Die Juden haben fŸr die Klimts zu viel verlangt und wir haben diesem Druck nicht nachgegeben`.Ò So, bedauert Stoisits, werde latente anti-jŸdische Stimmung geschŸrt.

Nach siebenjŠhriger Auseinandersetzung hatten …sterreich und die Bloch-Bauer-Erben sich auf ein Schiedsgericht geeinigt, das Ÿber eine RŸckgabe entscheiden sollte. FŸr den Fall der Restitution der fŸnf Klimts hatte man ein ãalleiniges Vorkaufsrecht fŸr die Republik …sterreichÒ vereinbart. Der Wunsch nach dieser Vereinbarung war ausdrŸcklich von …sterreichs AnwŠlten  gekommen.

In der Parlamentssitzung vergangene Woche reichten Bildungsministerin Elisabeth Gehrer dann zwei SŠtze als BegrŸndung, die fŸnf GemŠlde Gustav Klimts aus NS-Raubkunst-Bestand nicht anzukaufen. Gehrer: ãWir haben uns in der letzten Woche sehr bemŸht, fŸr die Klimt-Bilder Sponsoren zu finden. Wir haben keine Sponsoren gefunden, die bereit waren, einen Betrag von 300 Millionen Dollar aufzubringen.Ò

Zum Schicksal des vor den Nazis aus …sterreich geflŸchteten Industriellen Ferdinand Bloch-Bauer, aus dessen Sammlung die Klimts in der NS-Zeit in die …sterreichische Galerie verbracht worden waren, fand die Ministerin vor den Abgeordneten kein einziges Wort. Stattdessen nutzte sie die Gelegenheit, nochmals von …sterreichs Eigentum zu sprechen: ãIch kann nicht Vermšgenswerte, die den …sterreichern und …sterreicherinnen gehšren, einfach auf GutdŸnken weggeben.Ò Ð Das, so Gehrer, habe sie Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann am Beginn von deren RŸckgabebemŸhungen vor nunmehr sieben Jahren erklŠrt.

In das von Therezija Stoisits wiedergegebene Stimmungsbild passte auch die Wortmeldung, mit der den Erben des Vertriebenen die Schuld daran zugewiesen wurde, dass drei Landschaften Klimts und die beiden PortrŠts von Adele Bloch-Bauer diesen Montag in der …sterreichischen Galerie abgehŠngt werden. Magda Bleckmann, BZ…: ãDer letzte Wille der Frau Bloch (sic) war, im Belvedere zu hŠngen mit ihren GemŠlden. Dass sie das nicht mehr kann, haben die Erben zu verantworten und sicherlich nicht wir.Ò Ð Bleckmanns eigene Vorfahren hatten sich nach 1945 wegen des Tatbestands der ãArisierungÒ zu verantworten gehabt. Mitglieder der Familie waren als Angehšrige der SA-Brigade Nummer sechs, des sogenannten ãIndustriesturmsÒ, in einem Volksgerichtsprozess 1948 namhaft gemacht worden (profil 41/02).

Am 17. JŠnner hatte ein Schiedsgerichts seinen Spruch veršffentlicht, dass Adele Bloch-Bauers letztwillige ãBitteÒ fŸr …sterreich keinen Eigentumsanspruch begrŸndet hat und die Bilder zurŸckzustellen sind. Als einer der ersten hatte sich damals sofort der Direktor des Kunsthistorischen Museums Wilfried Seipel zu Wort gemeldet und den Wert der GemŠlde gegenŸber der Austria Presse Agentur auf ãmehrere hundert Millionen Euro fŸr alle Bilder, bei 100 Millionen oder mehr allein fŸr Adele Bloch-Bauer IÒ geschŠtzt.

Eben diese Summen Ð gesamt rund 255 Millionen Euro Ð nannte dann als Verhandlungsbasis auch der Anwalt der Erben. Schoenberg: ãAls nŠchstes hŠtte …sterreich seine Vorstellungen bekannt geben kšnnen, aber das ist nicht mehr geschehen.Ò

Ein GesprŠchstermin Ÿber langfristige Kredite, wie Raiffaisen-Generalanwalt Christian Konrad und Walter Rothensteiner, Chef der Raiffaisen Zentralbank, sie zur Finanzierung eines Ankaufs der Bilder vorgeschlagen hatten, war seitens des Bildungsministeriums abgesagt worden. Am Tag der Parlamentsdebatte wurde die ausgehandelte  Ankaufsoption von Ressortchefin Gehrer dann im …-1-Mittagsjournal ins Reich der Fantasie verwiesen: ãDass wir es nicht direkt kaufen, war von vorn herein klar.Ò
 

Letzte Tage im Belvedere
Die "Goldene Adele" wird bald von Experten unter die Lupe genommen.

    Ê   Die zu restituierenden Klimt-Bilder aus der …sterreichischen Galerie Belvedere sind nur noch dieses Wochenende zu besichtigen.

"Wir wissen noch nicht, wann und von wem sie abgeholt werden, das kann aber sehr schnell gehen", sagte Museumsdirektor Gerbert Frodl.

Museum geht auf Nummer sicher

Die fŸnf Klimt-GemŠlde werden vor ihrer Abreise noch von Restauratoren untersucht. Vorsicht scheint im Moment angesagt: Die Bilder sollen in tadellosem Zustand Ÿbergeben werden, um sich auf vor etwaigen Regressforderungen zu schŸtzen.

Dass die Bilder nur noch zwei Tage zu sehen sind, mag auch eine Sicherheitsma§nahme sein. Es ist auch ein Signal an die …ffentlichkeit, zumal ja im Moment Schlagzeilen wie "Ade, Adele" die Runde machen. Zu der zuletzt aufgeheizten Causa soll offenkundig ein Schlusspunkt gesetzt werden. Zwei Tage noch "Adele", dann sollen sich die GemŸter beruhigen.

…ffnungszeiten wie gehabt

Die Galerie entschied sich trotz des regen Andrangs, der am Freitag vor den Bildern herrschte, jedenfalls gegen verlŠngerte …ffnungszeiten. Wer Klimts "Adele"-Bilder so wie die drei anderen Werke noch sehen will, hat dazu nur noch bis Sonntag um 18.00 Uhr Zeit.

Indessen wurde nach dem von der Regierung verkŸndeten Verzicht auf einen Ankauf Kritik am Vorgehen der Republik laut: Es habe keinerlei Verhandlungen Ÿber einen Ankauf gegeben.

Schoenberg: Keine GesprŠche gefŸhrt

Laut dem Anwalt von Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, wŠre der Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der fŸnf GemŠlde verhandelbar gewesen, sagte der Anwalt am Freitag im …1-Morgenjournal.

Es habe sich dabei um eine SchŠtzung des Wertes durch Experten gehandelt, die Erben wŠren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen. …sterreich habe den Kauf aber abgelehnt, ohne Ÿberhaupt GesprŠche Ÿber Preise oder Konditionen gefŸhrt zu haben.

"Gehrer-Aussage nur teilweise richtig"

Die Aussage von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (…VP), dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf Ÿber Sponsoren finanziert hŠtte, sei nur teilweise richtig, korrigierte Schoenberg.

…sterreich habe die Erben gefragt, ob Sponsoren mšglich seien. "Wir sagten ja. Allerdings war das nicht Teil des jetzigen †bereinkommens, weil dieses lautete, die Republik kann die GemŠlde kaufen", erlŠuterte Schoenberg im "Kurier".

Busek: "Gesamtpreis war irrefŸhrend"

Der ehemalige Wissenschaftsminister Erhard Busek, der fŸr einen RŸckkauf plŠdiert hatte, bezeichnete die Verbreitung des Gesamtpreises von 300 Mio. Dollar als "irrefŸhrend", da man ja nicht alle GemŠlde hŠtte zurŸckkaufen mŸssen.

Kritik der Opposition

GrŸne und SP… schossen sich erneut auf Gehrer ein. Gehrers bis zuletzt anders lautende Beteuerungen, alles zu unternehmen, um mit den Erben zu einer Lšsung zu kommen, hŠtten nur "der TŠuschung der …ffentlichkeit" gedient, konstatierte der grŸne Kultursprecher Wolfgang Zinggl.

Der Ruf …sterreichs, was die Restitution betrifft, werde auf diese Weise sicher nicht verbessert. "Totales Versagen" warf SP…-Kultursprecherin Christine Muttonen Gehrer vor. Gehrer habe in Sachen Klimt-Bilder "GesprŠchsverweigerung betrieben und alles vermurkst" und sei "als Ministerin nicht mehr tragbar".

…VP: "Rechtlich einwandfrei"

Die …VP reagierte auf diese Kritik mit Gelassenheit. Die Regierung sei rechtlich einwandfrei vorgegangen, betonte …VP-Kultursprecherin Andrea Wolfmayr, die sich eigentlich "Beifall fŸr die Herstellung eines gerechten Zustandes" erwartet hŠtte.

Elisabethstra§e: "Alle Trickregister gezogen"
 
Die Erben Bloch-Bauer kŠmpfen um die Elisabethstra§e 18 und das Palais Ferdinand
 
Der Republik …sterreich droht in einem weiteren Verfahren gegen die Erben von Ferdinand Bloch-Bauer die nŠchste Niederlage. Die fŸr die Restitution von Liegenschaften im šffentlichen Besitz zustŠndige Schiedsinstanz wird bald Ÿber die RŸckgabe des Palais Elisabethstra§e 18 in der Wiener Innenstadt entscheiden.

Palais Elisabethstra§e

"Die Republik hat nach 1945 alle Trickregister gezogen, um die Immobilie nicht zurŸckgeben zu mŸssen", sagt der Salzburger Rechtsprofessor und Rechtsexperte der Historikerkommission, Georg Graf. Er hat im Auftrag von Randol Schoenberg, Anwalt der Erben Bloch-Bauer, ein Gutachten erstellt. Dieses fŠllt nicht nur sachlich negativ fŸr die Republik aus, sondern auch moralisch beschŠmend.
Die Erben hatten 1956 einen Vergleich mit der Republik geschlossen. Sie erhielten 3300 Aktien an der …sterreichischen Zuckerindustrie AG zurŸck, deren AktionŠr Ferdinand Bloch-Bauer war, bezahlten dafŸr einen laut Gutachten "betrŠchtlichen Betrag" und verzichteten auf die RŸckstellung des Palais.
Ist ein Vergleich geschlossen, wird eine RŸckgabe nur mšglich, wenn der Vergleich "extrem ungerecht" war. War er, meint Graf. Er wirft der Republik wiederholt "Rechtsmissbrauch" vor.

…BB-Sitz

Um an das Vermšgen zu kommen, hatten die Nazis ein Steuerstrafverfahren gegen Bloch-Bauer begonnen. Damit er die angeblichen Steuerschulden samt Strafe bezahlen konnte, musste Bloch-Bauer das Palais billig an die Deutsche Reichsbahn verkaufen. Heute gehšrt es der …BB-Infrastruktur AG. Die Finanzprokurator beruft sich heute noch auf die Berichte des damaligen Steuergutachters, des fanatischen Antisemiten und begeisterten Nazis Guido Walcher.
Die Republik habe "den Fortbestand einer Steuerforderung" begrŸndet, "nicht zum Zwecke der Steuergerechtigkeit, sondern ausschlie§lich um die RŸckstellungsansprŸche der Erben abzuwehren", stellt Graf fest. Sein Schluss: Die Republik ist zur RŸckgabe des Palais verpflichtet.

Vertraulichkeit

Martin Windisch, zustŠndiger Vertreter der Finanzprokuratur, beruft sich auf die Vertraulichkeit des Verfahrens, meint aber: "Es wurde ein relativ gro§er Pauschalvergleich geschlossen. Die Idee, auf das Palais zu verzichten und dafŸr die strittigen Aktien zu erhalten, kam damals vom Rechtsvertreter der Erben".
In Tschechien versuchen die Erben, vom Staat das Palais Ferdinand bei Prag zu bekommen. Dort hatte sich nach der Enteignung Reinhard Heydrich einquartiert, der als Leiter des Reichssicherheitshauptamtes den NS-Apparat fŸr den Holocaust perfektionierte.

Artikel vom 02.02.2006 |KURIER-Printausgabe |Andrea Hodoschek
 

"Ich hoffe auf den Markt"
 
Hofft noch: Gebert Frodl, Direktor der …sterreichischen Galerie
 
"Es ist ein Jammer. Klimt kann jetzt nicht mehr lŸckenlos gezeigt werden." Ð EnttŠuscht von der Entscheidung die Klimt-Bilder nicht zu kaufen, zeigt sich Gerbert Frodl, der Direktor der …sterreichischen Galerie, dem noch-Aufenthaltsort der Kunstwerke. Besonders schmerzt ihn der Abgang der beiden Adele-PortrŠts: "Die Familie Bloch-Bauer war fŸr die Kulturgeschichte von Wien um 1900 sehr wichtig. Mit den PortrŠts geht auch der Name Bloch-Bauer aus Wien."
Ganz verabschiedet hat sich Frodl von den Klimts aber noch nicht. "Ich hoffe noch auf den Kunstmarkt."

"Insgesamt eine Schande"

Kunsthallendirektor Gerald Matt nennt den Vorgang "insgesamt eine Schande". Er verlangt, dass "jetzt Zeichen fŸr die zeitgenšssische Kunst gesetzt werden."
VerstŠndnis fŸr die Entscheidung der Regierung zeigt der Direktor des Kunsthistorischen Museums Wilfried Seipel: "Ein Ankauf aus Steuergeldern wŠre unverantwortlich gewesen."
Der Preis hat auch engagierte KaufbefŸrworter befremdet. Der Sammler Karl-Heinz Essl findet es "schade, dass die Bilder gehen, aber die Welt bricht nicht zusammen". Bei dem Preis sei die Entscheidung verstŠndlich.
€hnlich reagiert der Industrielle Hannes Androsch. "Zu dem Preis war es nicht vertretbar." Der Chef der Wiener StŠdtischen Versicherung, GŸnter Geyer, hat einen Wunsch: Die Klimt-Bilder sollten "…sterreich als eine Art Kulturbotschafter dienen".

Artikel vom 02.02.2006 |KURIER-Printausgabe

…sterreich trat nicht in Verhandlungen
 
Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann "hatte gehofft, einen Weg zu finden, wo die beiden PortrŠts in …sterreich bleiben".
 

Wien - Maria Altmann hat den Beschluss der šsterreichischen Regierung, die Klimt-Bilder nicht anzukaufen, bedauert. In der "ZIB 2" sagte Altmann, sie sei "ein bi§l traurig. Ich hatte gehofft, einen Weg zu finden, wo die beiden PortrŠts in …sterreich bleiben". Es habe aber "leider gar keinen Vorschlag von den …sterreichern gegeben. Die haben nur wollen, dass wir ihnen was sagen. Das habe ich natŸrlich dem Anwalt Ÿberlassen. Das waren tolle Angebote hier in Amerika. Aber wir haben die …sterreicher gebeten, einen Vorschlag zu machen", so Altmann.

Preis wŠre vielleicht verhandelbar gewesen

E. Randol Schoenberg, Altmanns Anwalt, schlie§t nicht aus, dass der kolportierte Preis von 300 Millionen Dollar (248 Mio. Euro) zum Ankauf der fŸnf zu restituierenden Klimt-GemŠlde verhandelbar gewesen wŠre. Es habe sich um eine SchŠtzung des Wertes durch Experten gehandelt, und die Erben wŠren sicher auch zu einem Verkauf zu einem niedrigeren Preis bereit gewesen, sagte Schoenberg nach Angaben des …1-"Morgenjournals".

…sterreich trat nicht in Verhandlungen

Der Anwalt zeigte sich zudem Ÿberrascht, dass …sterreich den Kauf abgelehnt habe, ohne mit ihm verhandelt zu haben. Es habe Ÿberhaupt keine GesprŠche gegeben, auch nicht Ÿber Preise oder Konditionen, erklŠrte der Anwalt in dem am Freitag ausgestrahlten Interview.

Dass die Erben nicht an die Republik verkaufen wollten, wenn diese den Kauf Ÿber Sponsoren finanziert hŠtte, wie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) angegeben hatte, ist fŸr Schoenberg nur teilweise richtig. "Wenn …sterreich das Geld ... wo sie wollen zusammengestellt hŠtte, hŠtten wir kein Problem."

"Verlorene Chance fŸr …sterreich"

Der Kunsthistoriker Artur Rosenauer, Mitglied des Restitutionsbeirats, sagte in der gestrigen "ZIB 2" des ORF, es sei ein "grober Fehler", dass …sterreich die Klimt-Bilder nicht ankaufe. "Ich fŸrchte, man wei§ nicht, worauf man verzichtet". Die Bilder "werden nie mehr auf den Kunstmarkt kommen, die Chancen fŸr …sterreich ist absolut verloren".

Der Bildhauer Erwin Wurm meinte, er habe den Eindruck, dass die Regierung die Bilder gar nicht wirklich kaufen wollte. "Es war von vornherein klar, dass sie die Bilder nicht wollten. Es war ein Taktieren, ein Versuch, gut dazustehen - wir hŠtten ja, wenn wir gekonnt hŠtten. Die wollten nicht". Allerdings sagte Wurm, auch wenn es finanziell mšglich gewesen wŠre und "auch wenn sie den guten Willen gehabt hŠtten, hŠtten sie es nicht tun sollen. Das Geld wŠre der Gegenwartskunst, der Bildenden Kunst, der Musik, der Literatur verloren gegangen".

Kolportierter Preis realistisch

Die kolportierten Preise fŸr die fŸnf Klimt-Bilder mit mehr als 250 Millionen Euro halten sowohl Rosenauer als auch Wurm fŸr realistisch. Beide kšnnen sich vorstellen, dass bei Auktionen diese Hšhen erzielt werden.

Dichand: "Nicht einmal die HŠlfte wert"

FŸr Hans Dichand, HŠlfteeigentŸmer der "Kronen Zeitung" und einer der wichtigsten Klimt-Sammler …sterreichs, sind die fŸnf zu restituierenden Klimt-Bilder "sicher keine 230 Millionen Euro wert". "Ich glaube, lediglich das 'Gold-Bild' ist vielleicht 30 bis 40 Millionen wert, die anderen vier vielleicht jeweils zwischen fŸnf und zehn Millionen, zusammen also nicht einmal die HŠlfte der genannten Summe", so Dichand laut Vorabmeldung des am kommenden Montag erscheinenden Magazins "Unsere Stadt".

"Aber ich verstehe, dass Frau Altmann jetzt den maximalen Preis erzielen will", sagt Dichand, "Ich kenne Frau Altmann nicht. Aber wie sie sich in der Angelegenheit verhalten hat, empfinde ich positiv. Auch dass sie die Bilder zurŸckbekommen hat. Sie hat lange warten mŸssen. DafŸr sind die Bilder inzwischen im Wert sehr gestiegen."

Der Ministerrat hatte am Donnerstag entschieden, dass …sterreich die Klimt-Bilder "Adele Bloch-Bauer I", "Adele Bloch-Bauer II", "Der Apfelbaum", "Buchenwald" und "HŠuser in Unterach am Attersee" nicht ankauft. Die Republik sehe keine Mšglichkeit, aus dem Budget 300 Millionen Dollar dafŸr aufzubringen, hatte Gehrer nach der Regierungssitzung mitgeteilt.

Artikel vom 03.02.2006 |apa |hp

Klimt:
Bilder werden am Montag abgehŠngt
VON BARBARA PETSCH (Die Presse) 04.02.2006
Klimt-GemŠlde werden Montag abgehŠngt. Weiter Debatte um RŸckkauf-Absage.
War Abbruch der GesprŠche ein MissverstŠndnis?
"Die Bilder werden am Montag abgehŠngt. Wir wissen noch nicht, wann und von
wem sie abgeholt werden", erklŠrte am Freitag vor Journalisten der Direktor
der …sterreichischen Galerie, Gerbert Frodl. "Die GemŠlde werden vor der
†bergabe von unseren Restauratoren untersucht. Es wird abschlie§ende
Zustandsprotokolle geben."
Ê   Zu den Sternen am Himmel kommen noch fŸnf dazu.
Es gibt Momente, die Sie niemals vergessen werden. So wie der Aufenthalt in
einem unserer Gold-Hotels. Kommen Sie mit!

"BetrŸblich und beschŠmend" ist die Causa Klimt fŸr den Kunsthistoriker,
KunsthŠndler und Schriftsteller Wolfgang Georg Fischer abgelaufen. Fischer
(72) ist Klimt-und Schiele-Experte, er hatte eine Galerie in London und war
vor Frodl als Direktor im Belvedere im GesprŠch. "Die Goldene Adele ist die
Mona Lisa von …sterreich! Der Verlust ist unersetzlich", so Fischer. Anders
als Krone-Herausgeber und Sammler Hans Dichand hŠlt Fischer den Wert der
GemŠlde nicht fŸr stark ŸberschŠtzt: "200 Mio. Û sind mšglich. Allein Adele
I kŠme auf SchŠtzwerte von 75-95 Mio. Û. Solche Bilder kommen ja nicht mehr
auf den Markt. Bei den Landschaften sieht es anders aus. Da gibt es
Richtwerte, 30 Mio. Û, nachdem die letzten Landschaften 24 Mio. Û erzielt
haben. Die bunte Adele liegt wohl dazwischen."

Die Regierung, so Fischer, habe die Verhandlungen mit Erben-Anwalt Randol
Schoenberg viel zu frŸh abgebrochen: "Diese ganze Debatte im Parlament:
ungustišs. Was fehlt, sind heute weise StaatsmŠnner statt Politikern, die
blo§ kurzsichtig nach der nŠchsten Wahl schielen!" Schoenberg sei
missverstanden worden. Er habe gewiss nur gemeint, dass er die GesprŠche mit
der Regierung fŸhre, nicht mit privaten Sponsoren, er hŠtte sicher weiter
verhandelt, meint Fischer. Insider sagen, dass Schoenberg in der Tat
Ÿberrascht worden sei vom plštzlichen Abbruch der Verhandlungen. Schoenberg
selbst erklŠrte im ORF: Der Preis (250 Mio. Û) wŠre verhandelbar gewesen:
"Es ist noch keine Entscheidung Ÿber die nŠchsten Schritte gefallen. Alle
Optionen sind auf dem Tisch. Nur die Republik will nicht verhandeln", mailte
Schoenberg am Freitag der "Presse". Mit-Erbin Maria Altmann meinte
Donnerstagnacht in der ZIB: "Ich hatte gehofft, einen Weg zu finden, dass
die beiden PortrŠts in …sterreich bleiben."

"…sterreich wei§ nicht, worauf es verzichtet", warnte der Kunsthistoriker
Arthur Rosenauer, Mitglied des Restitutionsbeirates. Die Opposition
kritisiert weiter Ministerin Gehrer: Sie habe mit "ihrer erfolglosen
Spekulationsstrategie der Regierung eine Total-Niederlage eingefahren", so
GrŸnen-Kultursprecher Zinggl. "Versagen" warf SP-Kollegin Muttonen Gehrer
vor. Sie habe "GesprŠchsverweigerung betrieben und alles vermurkst". Wenig
ist in der bisherigen Debatte die Frage eines wieder aufkeimenden
Antisemitismus behandelt worden. Wolfgang Fischer, selbst Jude und Emigrant,
dazu: "Es klingt masochistisch, aber ich mšchte am Stammtisch in Goisern
gern ein MŠuschen sein." Im Wahljahr hŠtten solche †berlegungen wohl eine
Rolle gespielt, "was aber nichts an der elendiglichen Performance der
Regierung Šndert. Niemand ist aufgestanden und hat gesagt: ,Wir treiben die
MŠzene und Sponsoren schon auf.' Als Patriot und …sterreicher finde ich das
hšchst schmerzlich!" Ein "MissverstŠndnis" sei die negative Beurteilung der
Finanzprokuratur: "Das sind AnwŠlte. Sie beraten den Klienten. Die
Entscheidung liegt bei ihm, also hier bei der Regierung, der Republik."

Sollte man das Restitutionsgesetz Šndern, einen Rechtsanspruch auf
Restitution verankern? Fischer: "Das muss man von Fall zu Fall entscheiden,
eben um zu vermeiden,

Gegengift:
Hello goodbye, Adele eins und zwei
NORBERT MAYER (Die Presse) 04.02.2006

Jetzt geht es in die Energieferien, man darf neuen Mut schšpfen, das ist gut
so nach enervierenden ÊÊÊWochen fŸr die Abteilung Kunst in diesem Haus.
Hektisch war es bisher 2006, bei all den GestŠndnissen von
Saliera-Trickdieben, beim Schieds-Gerangel um fŸnf Klimtbilder. Im
Feuilleton, das berŸchtigt dafŸr ist, sich im JŠnner zurŸckzuziehen, um
Freud zu lesen oder Gesualdo zu hšren, ging es zuweilen zu wie in der
Power-Abteilung Chronik. Wir hatten sogar Umgang mit Ministerinnen und
Polizei-Oberwachtmeistern. Recherche la Gehrer, lautete die Devise.

Wegen so viel Unbill, ich muss es gestehen, bin ich gar nicht dazugekommen,
mich von der Goldenen Adele zu verabschieden. Dabei gehšre ich nicht zu
jenen, die jetzt behaupten, es sei ohnehin recht, dass dieses ŸberschŠtzte
Bild nach Los Angeles gekarrt wird. Adele ist mir zuletzt geradezu ans Herz
gewachsen. FrŸher, in der Studentenzeit, war sie fŸr mich ganz einfach ein
nettes Postkartenmotiv Ÿberspannter Kunsthistorikerinnen, eine der vielen
Wiener Gesellschaftsdamen, die Gustav Klimt vor den Pinsel gekommen waren.

Jetzt aber hat Frau Bloch-Bauer eine Geschichte, bei der es mich beschŠmt,
dass ich zuvor bei all dem Glanz gar nicht viel Ÿber die Herkunft des Bildes
reflektiert hatte. Dem unermŸdlichen Hubertus Czernin ist es zu verdanken,
dass nicht nur die goldene Vorderseite dieses Bildes prŠsent bleibt, sondern
die dunkle RŸckseite, das SchŠbige unserer kleinen Republik. Einen goldenen
Orden fŸr diesen Mann!

Es war zuletzt viel von der Wertsteigerung der Klimtbilder die Rede. Das
sollte man nicht nur finanziell sehen. Adele eins und zwei sind nunmehr
allein deshalb wertvoller fŸr uns alle, weil ihre Geschichte durch den
Prozess reicher geworden ist. Kunst bedeutet vor allem das sinnliche
Scheinen der Idee. Deshalb ist es unwesentlich, von Adele trŠnenreich
Abschied zu nehmen. Man kann sie ja, um vollends pathetisch zu werden, wie
eine liebe Bekannte im Herzen tragen. Es reicht doch, sich darŸber zu
freuen, dass sie andernorts willkommen gehei§en werden kann.

In Indien, sagt man, sei ein Mensch erst dann tot, wenn der letzte
†berlebende aufgehšrt hat, an ihn zu denken. So endet man im Nihilismus,
aber die positive Vorstufe dazu ist das Erinnern. Diese SentimentalitŠt ist
eine sehr persšnliche Sache. Mancher ist vielleicht traurig darŸber, dass im
Burgtheater zum letzten Mal "Maria Stuart" mit Elisabeth Orth gespielt wird,
ein anderer, dass das Video-Band mit dem olympischen Sieg Franz Klammers in
Innsbruck 1976 immer mehr graue Schlieren bekommt. Mich betrŸbt es, dass die
wunderschšnen und zugleich abgrŸndigen Goya-GemŠlde wieder zurŸck nach
Madrid gehen. Wie oft besucht man denn wirklich den Prado?

Manche Kunstwerke liegen viel nŠher und bleiben unerreicht. Wie gro§ ist die
Chance, dass ich noch einmal DŸrers Hasen sehe? Beide sind wir schon leicht
lŠdiert, aber ich fŸrchte, das lichtempfindliche Tier wird es lŠnger in
seinem optimierten Depot aushalten, als mir lieb ist. Wie viele Liebhaber
der kŸnstlichen Fauna haben heute wohl an DŸrers sinnliches Scheinen der
Hasenheit gedacht? 200 Millionen? 250? Was war ihnen der Gedanke wert?
Hoffentlich ein wenig mehr als schierer Nationalstolz.

norbert.mayer@diepresse.com
 

Der Standpunkt: Abschied ohneeine TrŠne

03. Februar 2006
 

HEDWIG KAINBERGER

…sterreichs Bundesregierung hat die Verhandlungen Ÿber den Kauf der Bilder
von Gustav Klimt abgebrochen. Wem Kunst in …sterreich und die RŸckgabe von
Raubkunst aus der NS-Zeit ein Anliegen ist, wird dies mit Erleichterung zur
Kenntnis nehmen.

DafŸr gibt es zwei GrŸnde. Erstens: 250 Millionen Euro fŸr die fŸnf Bilder
zu zahlen, wŠre ein Affront gegen alle Besucher, Mitarbeiter und Direktoren
der staatlichen Museen, die seit Jahren Ÿber lŠcherlich geringe
Ankaufsbudgets verfŸgen.

Wie irrsinnig der Betrag von 250 Mill. Euro fŸr fŸnf Bilder ist, zeigen
Vergleiche: Das nicht als SchnŠppchenladen bekannte Auktionshaus Christie's
prŠsentierte am Mittwoch in New York das Bild eines Malers, dessen Werke
nicht die billigsten sind: Vincent van Gogh. FŸr dessen nicht unwichtiges
GemŠlde der "Madame Ginoux" lautet der SchŠtzwert 33 Millionen Euro. Oder:
Unter den zehn teuersten, jemals versteigerten Bildern ist bisher keines von
Gustav Klimt.

Um festzustellen, welchen Marktwert jedes der fŸnf Bilder hat, wird es also
klŸger sein, eine Versteigerung abzuwarten, als sich auf Gutachten und
Forderungen der jetzigen Anbieter einzulassen.
 
 

Der zweite Grund ist noch wichtiger: Dem Schiedsspruch zufolge sind die fŸnf
Bilder nicht rechtmŠ§iges Eigentum der Republik. Wer etwas hat, das ihm
nicht zusteht, soll es zurŸckgeben - egal ob es 2,5 oder 250 Millionen Euro
wert ist. Der Entschluss dazu soll freimŸtig und tatsŠchlich umgesetzt und
nicht durch Vorkaufsrechte, Verhandlungsoptionen oder irgendwelche Vorrechte
verwŠssert werden.

© SN.